Logengeschichte
"Was um alles in der Welt",
so wird sich der geneigte Leser fragen, “hat eine Freimaurerloge mit einem veritablen preußischen Feldmarschall zu tun?”
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Nun, zum Einen war Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt ein bekannter Kriegsheld. Sie erinnern sich? – “Ich wünschte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen”, flehte der arg vom großen Korsen bedrängte Wellington 1815 auf dem Schlachtfeld von Waterloo. Und der alte Marschall Vorwärts kam mit seinen wackeren Preußen, spät – aber gewaltig. Vereint konnten die nun verbündeten Heere einen endgültigen Schlussstrich unter das Kapitel Napoleon ziehen. |
Diese und andere Leistungen aus den Befreiungskriegen ließen den gebürtigen Rostocker schnell zu einem beliebten und geehrten Volkshelden avancieren. Auch nach seinem Tode 1819 verblasste sein Ruhm nicht. Ganz im Gegenteil: Seinen Ruf als tapferer Haudegen konnte Blücher bis heute bewahren. So wird er immer noch als Ehrenbürger der Freien Hansestadt Hamburg geführt und war gar einer der Nominierten der ZDF-Reihe “Wer ist der größte Deutsche?”. Doch die Meriten, die er sich als Feldherr erwarb, spiegeln nur eine Seite der Persönlichkeit Blüchers wider.
Als leidenschaftlicher Freimaurer kämpfte er für die Abschaffung der barbarischen Strafen im Heer, für die allgemeine Wehrpflicht sowie für humane Militärreformen. Hier schließt sich auch der Kreis zu unserer eigenen Geschichte. Kurz nach Blüchers Tod im September 1819 waren in Luxemburg stationierte preußische Offiziere auf der Suche nach einem Namensgeber für die im Entstehen befindliche Militärloge. Was lag also näher, als den just verschiedenen Kriegshelden und Freimaurer zum Namenspatron zu küren. Diesem Ansinnen entsprach das “Altschottische Directorium der Großen National-Mutter-Loge Zu den drei Weltkugeln” am 19. Februar 1821. Augenscheinlich hatten die etwas ungeduldigen zukünftigen Blücherbrüder schon eher mit dem positiven Bescheid gerechnet, denn das vorab gefertigte Bijou, “ein über Kriegsarmaturen schwebendes Johanniterkreuz mit dem Brustbilde Blüchers” trägt die Jahreszahl 1820.
Die Tatsache der mit ‘dt’ eigentlich falschen Schreibweise des Namens des ehrwürdigen Kriegshelden focht die Blücherbrüder dann auch nicht mehr an. In preußischer Sparsamkeit ließen sie es eben so, wie es war. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Loge noch immer auf dem Territorium Luxemburgs und verlegte erst danach ihren Sitz in den Orient Charlottenburg (damals noch nicht Berlin).
Interessant ist, dass – so belegen es alte Mitgliederverzeichnisse im Logenarchiv – viele Mitglieder Offiziere und darüber hinaus aus verschiedenen europäischen Armeen stammten. In der Gegenwart ist allerdings kein Mitglied der Loge “Blücher von Wahlstadt” mehr aktiver Soldat. Die einzige Reminiszenz an den alten Haudegen und die kriegerische Vergangenheit mag die Tatsache sein, dass Blücherbrüder stets etwas streitlustiger als alle anderen sind …
Einiges zur Geschichte der Großloge
Die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln" ist die älteste deutsche Großloge überhaupt. Sie wurde am 13. September 1740 auf Geheiß des jungen preußischen Königs Friedrich IL, den man später „den Großen" nannte, gegründet. Bis zum Jahre 1935, in dem die nationalsozialistischen Machthaber die sogenannte „Selbstauflösung" erzwangen, gehörten zur Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln" insgesamt 185 Tochterlogen mit 19.650 Mitgliedern. Durch die veränderten politischen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg gingen allein 159 Logen verloren. Davon lagen 44 Logen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Weitere 47 Logen im westdeutschen Raum schlössen sich während der Nachkriegswirren anderen Großlogen an. Schließlich waren weitere 58 Logen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR beheimatet. Mit der Vereinigung beider Teile Deutschlands stellt sich für die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln" die große Aufgabe, mit ihren verbliebenen Tochterlogen in den neuen Bundesländern die dort ruhenden Logen zu neuem Leben zu erwecken.
Eine umfassende und interessante Übersicht zum Thema Freimaurerei finden Sie auf den Internet-Seiten der Großen National-Mutterloge “Zu den drei Weltkugeln” oder bei den Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD).